Disputatio: Pro- und Contra-Argumente

Diskussionstheorie

An dieser Stelle noch ein paar generelle Gedanken zur Formulierung von Thesen und wie man gut argumentiert.

Präzise Formulierungen

Der Umgang mit den Worten "alle" (jeder) und "niemand" (kein) ist nicht ganz einfach. Um die passende Negation der These zu finden muss man ein klein wenig nachdenken:

Kein Schwan ist weiß. - Wenn es doch einen einzigen weißen Schwan gibt, dann ist diese These widerlegt.
Negation: Einige Schwäne sind weiß - Wenn es auch nur einen weißen Schwan gibt, dann ist diese These wahr.
Alle Schwäne sind weiß. - Wenn es einen einzigen andersfarbigen Schwan gibt, dann ist diese These widerlegt.
Negation: Nicht alle Schwäne sind weiß. - Wenn es einen einzigen andersfarbigen Schwan gibt, dann ist diese These wahr.

Geeignete Argumenttypen

Faktenargument
Die These wird durch eine logische Verknüpfung mit einer für jedermann verifizierbaren Tatsachenaussage gestützt oder in Frage gestellt. Diese Art von Argument ist wissenschaftlich und kann leicht nachvollzogen werden. Allerdings kann durch das Aufzeigen eines faktischen Einzelfalls nicht immer auf die allgemeine Richtigkeit einer These geschlossen werden (Induktion!).

Nur weil ein Schwan weiß ist, bedeutet dies noch lange nicht, dass alle Schwäne weiß sind.


Normatives Argument

Normative Argumente beinhalten, wie der Name schon sagt, einen Bezug auf eine moralische Norm oder einen ethischen Wertmaßstab. Durch die logisch verknüpft der These mit einer Norm kann argumentiert werden. Diskussionsteilnehmer, welche diese Norm jedoch nicht teilen und einen anderen Wertemaßstab haben, werden das Argument jedoch nur bedingt akzeptieren.

Lügen ist eine Sünde.

Die meisten gegensätzlichen Ansichten lassen sich auf eine solche normative Ebene herunterbrechen. Auch das Abwägen von Vor- und Nachteilen geschieht meist nach normativen Kriterien.

Beispiele als Argumente
Ein Beispiele ist als Argument ungeeigen, sofern es darum geht aufzuzeigen, dass etwas allgemein so wie im Beispiel ist. Denn ein Einzelfall ist noch keine Beleg dafür, das ein Sachverhalt allgemeingültig ist:

These: Alle Schwäne sind weiß.
Nicht hilfreiches Beispiel: In Münster auf dem Aasee gibt es einen weißen Schwan.

Ein Beispiel kann jedoch ein sehr gutes Argument sein, wenn es darum geht eine absolute Aussage zu wiederlegen oder die generelle Existenz zu belegen.

These: Alle Schwäne sind weiß.
Beispiel widerlegt These: In Münster auf dem Aasee gibt es einen schwarzen Schwan.

oder

These: Einige Schwäne sind schwarz.
Beispiel stützt These: In Münster auf dem Aasee gibt es einen schwarzen Schwan.

Ungeeignete Argumenttypen

Autoritätsargument
Ein solches Argument beruft sich auf die Äußerung einer Autoritätsperson. Solche Argumente liefern jedoch keinen Beitrag zur Diskussion. Da eine Aussage jedoch keinesfalls dadurch richtig oder falsch wird, dass sie von Nur weil eine bestimmte Person etwas sagt, wird es dadurch nicht bewiesen. Und es findet sich meist auch schnell andere Persönlichkeit, die das Gegenteil behauptet haben.

Gott sagt: Du sollst nicht ehebrechen.

Analogisierendes Argument
Diese Art von Argument stellt eine Analogie zu einem ähnlichen Sachverhalt her. Die Richtigkeit des einen Sachverhalts ist jedoch nicht unbedingt übertragbar auf einen Anderen. Auch hier werden sich schnell Beispiele für Analogien finden, die das Gegenteil "belegen". Die Diskussion voran bringen solche Argumente nicht. Siehe auch Whataboutism.

These: Rauchen sollte generell verboten werden.
Analogisierendes Argument: Kiffen ist ja auch verboten.